Forschung

Die Rolle der Psychotherapie bei der Betreuung von ME/CFS-Patienten

21. April 2023

Tilman und Bettina Grande haben mit Unterstützung von Fatigatio, der deutschen ME/CFS-Gesellschaft und der WE&ME-Stiftung (ehemals TEMPI-Stiftung) folgendes Papier veröffentlicht: https://www.mdpi.com/1648-9144/59/4/719

Myalgische Enzephalomyelitis/chronische Müdigkeit (ME/CFS) ist ein postinfektiöses, chronisches Krankheitssyndrom, das zu schweren Beeinträchtigungen und vollständiger Behinderung führen kann. Obwohl die Krankheit seit langem bekannt ist und in der ICD kodiert wurde (G93.3), konnte die medizinische Forschung noch keinen Konsens über ihre physiologischen Grundlagen und die beste Behandlung erzielen.

Vor dem Hintergrund dieser Unzulänglichkeiten wurden psychosomatische Krankheitsmodelle entwickelt und daraus psychotherapeutische Behandlungen abgeleitet, deren empirische Überprüfung jedoch zu ernüchternden Ergebnissen geführt hat.

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung haben Psychotherapie und psychosomatische Rehabilitation keine heilende Wirkung bei der Behandlung von ME/CFS. Dennoch sehen wir in Praxen und Ambulanzen zahlreiche Patienten, die stark unter ihrer Erkrankung leiden und deren psychisches Wohlbefinden und Bewältigungsstrategien von psychotherapeutischer Hilfe profitieren würden.

In diesem Artikel skizzieren wir einen psychotherapeutischen Ansatz, der diesem Bedürfnis gerecht wird und zwei grundlegende Merkmale von ME/CFS berücksichtigt: erstens die Tatsache, dass ME/CFS eine körperliche Krankheit ist und dass die Heilbehandlung daher körperlich sein muss, und zweitens die Tatsache, dass das Unwohlsein nach der Anstrengung (Post Exertional Malaise, PEM) ein Kardinalsymptom von ME/CFS ist und daher eine maßgeschneiderte psychotherapeutische Behandlung verdient.